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Leben und Leiden Josef Deifls auf dem Russlandfeldzug (Sarah Halloul)

Im Frühjahr 1812 marschierte die bayerische Armee mit gut 30.000 Mann nach Russland, um dort an der Seite Napoleons zu kämpfen. Der Feldzug endete für Napoleons Truppen in einer Katastrophe, nur eine Handvoll Soldaten der riesigen Armee kehrte zurück. Unter den sechs Teilnehmern des Russlandfeldzuges aus Essing war auch der Infanterist Josef Deifl. Zu Beginn waren Deifl und seine Kameraden voller Zuversicht und meinten: „O, die dummen Russen, mit denen wird es bald geschehen sein.“ Doch Josef Deifl sollte der einzige Überlebende aus Essing sein.

Die Erlebnisse auf dem Russlandfeldzug notierte Deifl in seinem Tagebuch, das Sarah Halloul auswertete. Dass Josef Deifl Tagebuch führte, ist schon deshalb bemerkenswert, weil er über keine kontinuierliche Schulbildung verfügte, sondern nur in den Wintermonaten in die Schule gehen konnte. Eindringlich schildert Deifl die Grausamkeit des Krieges, die sich in Hungersnöten, Kälte, Krankheiten, Kriegsgefangenschaft und dem Tod tausender Kameraden widerspiegelt. Deifl kritisiert darin auch Napoleon und dessen Kriegsführung. Sein Tagebuch ist ein wertvolles Dokument darüber, wie ein einfacher Soldat die napoleonischen Kriege wahrnahm. Aufschlussreich ist insbesondere, wie sich Deifls Haltung im Laufe des Krieges veränderte. Von Heldentum und Abenteuer ist nichts zu spüren, für ihn ist der Feldzug am Ende nur ein „trauriger Leichenzug“.